Die Vielfalt bietet neue Möglichkeiten

Sehr wahrscheinlich wird man in der Zukunft in der Lage sein, bisher ungenutzte natürliche Ressourcen in Gebrauch zu nehmen. Damit könnte die Grundlage neuer Industriezweige und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Schon heute zeigt sich beispielsweise Interesse für die kommerzielle Ernte von Seetang entlang der Küste. Diese Algen enthalten eine Reihe von Stoffen, die industriell genutzt werden können. Darüber hinaus werden sie als Reformkostprodukte nachgefragt. Und wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass die Kammmuschel Chlamys islandica eines Tages kommerziell genutzt werden würde?

Der Seeigel ist ein Beispiel für ein zukünftiges Exportprodukt mit großem Potenzial. In Japan gilt er als Delikatesse.

Heute weiß man, dass viele Pflanzen und Tiere Stoffe mit medizinischer Wirkung enthalten bzw. bereitstellen. Aus der norwegischen Volksmedizin sind hunderte von Pflanzen mit medizinischer Wirkung bekannt. Über 40 % der heute verwendeten Arzneimittel basieren auf natürlichen Stoffen. Nur ein Bruchteil der bekannten Organismen ist bisher auf Stoffe mit medizinischer Wirkung untersucht worden. Sehr wahrscheinlich wird man in Zukunft neuartige Arzneimittel entdecken, die von uns umgebenden Arten gewonnen werden können. Im Jahr 1969 entdeckte man in einer auf der Hardangervidda vorkommenden Pilzart Stoffe, die die menschliche Immunabwehr unterdrücken. Daraus wurde das Arzneimittel Cyclosporin entwickelt, das heute weltweit bei Transplantationen zur Anwendung kommt. Vielleicht können aus nordnorwegischen Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen Stoffe gewonnen werden, aus denen Arzneimittel für AIDS, Krebs oder bisher unbekannte Krankheiten entwickelt werden können?

Welche Arten in der Zukunft Bedeutung haben werden, können wir heute noch nicht wissen. Durch die Ausrottung von Arten schränken wir somit auch unsere eigenen, zukünftigen Möglichkeiten - und die unserer Nachkommen - ein.